Die Geschichte des OV Düsseldorf

Leider gab es bislang keine Chronik, die über den Ortsverband Düsseldorf geführt wurde. Das vollständigste Dokument ist eine Rede des damaligen Ortsbeauftragten Hans- Georg Schneider, anlässlich des 40 jährigen Bestehens des Ortsverbandes (29. August 1992). Einzelne Einsätze und eine Zeittafel finden Sie in dieser Chronik an späterer Stelle.

Nachfolgend lesen Sie die Original-Rede vom 29.08.1992:


„Bereits in den Jahren 1950 bis 1952 trafen sich regelmäßig Helfer, um auch in Düsseldorf ein THW zu gründen!

Der Ortsverband wurde im August 1952 offiziell gegründet.

Der erste Ortsbeauftragte hieß Fude und nahm seine Aufgaben bis zum Jahre 1960 wahr. Der erste Geschäftsführer hieß Kunzig und die Geschäftsstelle befand sich seinerzeit auf der Florastraße. Der Ortsverband war bis 1964 im heutigen Durstbunker an der Eulerstraße untergebracht. Der Durstbunker wird aber nicht so bezeichnet, weil das THW dort seinerzeit sein Unwesen trieb, sondern weil sich dort heute ein Getränkemarkt befindet. Im Jahre 1960 wurde die Führung des Ortsverbandes von Baudirektor Mai übernommen, der dieses Amt bis Anfang der siebziger Jahre ausübte. Im Jahr 1964 zogen Ortsverband und Geschäftsstelle in die Räume der Zietenstraße, wo die Geschäftsführer Menzel und anschließend Geschäftsführer Rott für den nötigen Verwaltungsaufwand sorgten. Im Jahr 1972 wurde Karl Ständer mit der Führung des Ortsverbandesbeauftragt und nahm dieses Amt bis Ende des Jahres 1981 wahr. Ebenfalls im Jahre 1972 wurde Herr Kühne Geschäftsführer im GFB. 1974 zogen Ortsverband und Geschäftsstelle in die Räume Christophstraße 2 um.


1975 löste GF Grütter Herrn Kühne ab, der in den wohlverdienten Ruhestand entlassen wurde. Mit Hartmut Grütter arbeiten wir heute noch zusammen. Bereits 1980 zogen Ortsverband und Geschäftsstelle in das Katastrophenschutz-Zentrum Posener Straße um (böse Zungen behaupten von einem ins andere Elendsquartier). Im Jahre 1982 wurde Herr Schenck als Ortsbeauftragter und Herr Kemper als Kreisbeauftragter ernannt. Dadurch, dass beide Herren aufgrund beruflicher Beanspruchung bzw. Ratsmitgliedschaft wenig Zeit für das THW hatten, wurde die Arbeit schon damals von denselben Leuten wie heute [1992, Anm. der Redaktion] geleistet. Nachdem Herr Schenk für den Landtag kandidierte, stellte er sein Amt Ende des Jahres 1986 zur Verfügung. Von 1987 bis 1988 wurde der OV vom stellvertretenden Ortsbeauftragten Seegers geführt, der von Bereitschaftsführer Schneider vertreten wurde. Zu Beginn des Jahres 1988 konnte ich mich nicht länger Einsatz nach derwehren und wurde als Kreis- und Ortsbeauftragter bestellt. Mein Vertreter bis zum heutigen Tage [1992, Anm. der Redaktion] der Kollege Seegers, mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Bereitschaftsführers wurde Herr Espenhahn beauftragt. Soviel zur Unterbringungssituation und zur „Ahnentafel“.

Mit der personellen und materiellen Entwicklung von 1952 bis heute möchte ich Sie nur kurz belästigen: 1952 bis 1970 wuchs der Ortsverband auf ca. 150 Helfer. Er gliederte sich seinerzeit in den Bergungsdienst, zahlreiche Spezialgruppen, die „Versorgung“ und einen aktiven Fernmeldedienst. Karl Drube, später als hauptamtlicher Kraftfahrer und Angestellter des Landesverbandes in Diensten des THW, war einer der Führungskräfte dieser Einheit. 1974 wurde der 4. Bergungszug neu aufgestellt und aus den Spezialgruppen ein Instandsetzungszug gegründet. Noch im Jahre 1974 verfügte das Düsseldorfer THW über einen riesigen Fuhrpark: 1 Gerätekraftwagen (GKW), 1 LKW und 1 Kipper. Wenn wir brav waren, durften wir ausnahmsweise den Kombi des Landesverbandes benutzen. 1976 bis 1978 wurde der 5. Bergungszug und der zweite Instandsetzungszug aufgestellt und zur materiellen Verbesserung einige Fahrzeuge der Bergungs-Regie-Einheiten übernommen. Nach langen Querelen mit dem Oberstadtdirektor Düsseldorf wurden in den Jahren 1979 bis 1981 weitere drei Bergungszüge aus der Trägerschaft der Regie-Einheiten vom THW übernommen. Da die Ausbildung und Ausstattung des Instandsetzungsdienstes in keiner Weise den Anforderungen genügte, entschlossen wir uns 1983, den zweiten Instandsetzungszug zum Oberkreisdirektor Neuss und im Jahr 1986 den ersten Instandsetzungszug zum Oberkreisdirektor Viersen abzugeben, weil die Energieversorgungsunternehmen in den ländlich strukturierten Kreisen personell und materiell nicht so gut ausgestattet sind, wie die Großstadt Düsseldorf. Im Gegenzug wurden von den vorgenannten Oberkreisdirektoren zwei Bergungszüge übernommen. Mitte der achtziger Jahre wurde die Notstrompumpengruppe (NPGr) und die Pontongruppe (PtGr) aufgestellt, 1990 ein zweiter Verpflegungstrupp. Meine Damen und Herren, an dieser rasanten Entwicklung des Ortsverbandes kann man erkennen, dass der OV nicht über gewachsene Strukturen verfügt. Ohne Rücksicht auf mangelnde Ausstattung, nicht vorhandene Führungskräfte, unzureichende Unterkunft, fehlende Ausstattung etc. wurden nur um des Aufstellungssolls willen die einzelnen Einheiten aufgestellt. Von einer geregelten Ausbildung konnte daher zumindest bis Anfang der achtziger Jahre keine Rede sein, da es an allem mangelte. Zu erwähnen bleibt noch der chaotische Umzug in das KatSZentrum Posener Straße, in das wir aus fiskalischen Gründen an einem Samstag umziehen mussten, obwohl sich die Lagerräume und Garagen in einem besseren Rohbauzustand befanden.

Meine Damen und Herren, zum Abschluss der Vergangenheits-bewältigung möchte ich Ihnen noch einen kurzen Überblick über die Aktivitäten des Ortsverbandes geben: Bereits im Jahre 1953 nahmen einige Helfer am ersten Auslandseinsatz des THW anlässlich der Sturmflut in den Niederlanden teil.Helfer des THW sicherten im Jahr 1954 den Deich in Himmelgeist anlässlich des Rheinhochwassers. Im Jahre 1957 wurde das THW zu Aufräumungsarbeiten nach einer Gasexplosion am Höherweg einsetzt. In den Jahren 1958 bis 1960 leisteten THW-Helfer Hunderte von Arbeitsstunden beim großen Rheinpreis des ADAC, beim NOWEA-Ballonwettbewerb u.ä. Veranstaltungen. 1962 waren einige Helfer anlässlich der Sturmflutkatastrophe in Hamburg eingesetzt. 1963 wurde in Schloss Dyck eine Brücke errichtet, die bis heute ihren Dienst erfüllt. 1972 nahmen einige Helfer an der Errichtung des Jugendlagers anlässlich der Olympischen Spiele in München teil. 1975 hatten die Bauern aufgrund der großen Trockenheit kein Viehfutter mehr. Auch hier half das THW Düsseldorf mit drei LKW beim Futtertransport. 1977 wurde im Hafen ein Kamin und eine Lagerhalle gesprengt. Der Kamin stürzte planmäßig in sich zusammen, die Halle blieb teilweise stehen. Zur Jahreswende 1978/1979 wurde das THW zur Schneeräumung im Bereich der Bundesbahn und anschließend auch in der Innenstadt eingesetzt. Dieser Einsatz zog sich über eine Woche hin. Das Jahr 1979 verbrachte der OV Düsseldorf überwiegend im Kreis Mettmann, wo in Gruiten ein gewerblicher Sprengmeister den Schotterwerk dilettantisch gesprengt hatte. In unzähligen Arbeitsstunden wurden Moniereisen durchtrennt, Sprenglöcher gebohrt und Bauschutt abgetragen. Nach dem Umzug zur Posener Straße im Jahr 1980 wurde El-Asnam in Algerien von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht. Innerhalb von Stunden stellte der OV Düsseldorf das gesamte Gerät für diesen Erdbebeneinsatz zusammen, verlud es einschließlich der 1,2 Tonnen Verpflegung auf diverse LKW und überführte diese zum Flughafen Köln/Bonn. An diesem Einsatz nahmen drei Helfer des OV Düsseldorf teil. Ostern 1982 fand in Düsseldorf der Katholikentag statt. Das THW baute Bühnen und Podien, errichtete im Hofgarten eine Behelfsbrücke, sorgte für Stromversorgung, leuchtete Veranstaltungsorte aus und betreute das Jugendlager. Nicht zu ver-gessen ist der Transport der vom Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim geschaffenen Christusfigur ins Rheinstadion, verfügte diese Figur doch über 5,4 Meter Spannweite. Im Jahre 1983 beteiligte sich der OV an dem vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen ver-anstalteten „Tag des KatSHelfer“ der wegen des schlechten Wetters für alle Beteiligten zur Selbstdarstellung geriet. Weiterhin unterstützte das THW die Feuerwerker aus Japan anlässlich des ersten japanischen Feuerwerks bei der Sicherung der Abschussrohre und durch Ausleuchten des Abbrennplatzes. Im Herbst 1983 wurde der Dienstbetrieb mangels Haushaltsmitteln eingestellt. So prekär sich die Lage seinerzeit darstellte, gab sie doch dem OV Düsseldorf Gelegenheit zum „Durchatmen“. In dieser Zeit wurde der Aufenthaltsraum hergerichtet, die Geräteräume renoviert und die Einsatzfahrzeuge komplettiert.

Im Jahr 1984 unterstützten Düsseldorfer THW-Helfer mit dem Gerät der Notstrompumpengruppe den Oberstadtdirektor Köln bei der Beseitigung der Hochwasserschäden im Bereich der Kölner Altstadt. Das Jahr 1985 begann in Zusammenarbeit mit den Regieeinheiten
mit einer großangelegten Schneeräumaktion, bedeutete für einige Helfer einen mehrwöchigen Aufenthalt im Sudan zum Aufbau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen und endete für uns mit dem Erdbebeneinsatz in Mexico-City. Ich glaube, das alle, die bei diesem Einsatz dabei waren, die verheerenden Schäden noch vor Augen haben. 1986/87 unterstützte der Ortsverband die Veranstalter verschiedener Großveranstaltungen wie Bahnhofsfest, Schadowstraßenfest, Kö-Fest etc. und leistete einige hundert Helferstunden im Rahmen der Bundesgartenschau. Das Jahr 1988 war geprägt von der Unterstützung aller städtischen Dienststellen bei der Durchführung der 700 Jahr Feier Düsseldorfs. Beispielsweise baute das THW den Anleger für das Jubiläumsfloß, unterstützte die Veranstalter des Feuerwerks und schleppte das Floß wieder frei, als der Wasserspiegel des Rheins über nacht um 20cm gesunken war. Im Herbst 1988 bat die Feuerwehr das Zivilschutzamt [diese waren zu diesem Zeitpunkt noch getrennt, Anm. der Redaktion] und das THW um Unterstützung, als die Itter plötzlich Hochwasser führte und enorme Schäden anzurichten drohte. Im Rahmen dieses Einsatzes wurden Hunderte von Sandsäcken gefüllt und verbaut. Im Jahr 1989 fegte eine Windhose durch den Düsseldorfer Süden. Die Helfer des Ortsverbandes sägten sich mit sämtlichen verfügbaren Motorsägen durch den Südfriedhof, wo die Windhose die größten Schäden angerichtet hatte. Das Jahr 1990 brachte eine Vielfalt von Einsätzen: Neben der Beseitigung von Schäden, die insgesamt fünf Orkane angerichtet hatten, unterstützte das THW die Feuerwehr bei drei Großbränden mit mehreren Radladern. Im Herbst 1991 baute das THW im Rahmen einer gemeinschaftlichen Aktion mit den Kollegen vom Zivilschutzamt eine Fußgängerbrücke in Chemnitz und erstellte den Anleger für den Salome-Zirkus. Neben dieser Auswahl von Einsätzen und Hilfeleistungen wurden unzählige verlagerte Standortausbildungen, Übungen etc. an den Katastrophenschutzschulen des Landes und des Bundes durchgeführt. Nach dem Erdbebeneinsatz in Mexico-City war es der OV Düsseldorf, der den Grundstein für die heutige SEEBA (Schnelleinsatzeinheit Bergung Ausland) legte.“


Hans-Georg Schneider